Von sperrigen Kommoden und französischen Rennrädern

Suse versucht, eine Kommode in einen VW Käfer zu schieben

Es begann in einer Hamburger Kieskuhle bei gefühlten 50 Grad in der Sonne. Eines Sonntags schleppten meine Freundin und ich mit dem Fahrrad Comics, ausgelesene Bücher und was sich sonst noch so in unseren Kinderzimmerecken finden ließ an eben diesen staubig-sandigen Ort zum Flohmarkt. Die Eltern blieben lieber zu Hause, vermutlich fanden sie es zu heiß und viel Schaden konnten wir eh nicht anrichten, dachten sie wohl. Außer dass wir alles und noch viel mehr wieder nach Hause schleppen würden. Was natürlich passierte. Aber zurück in die Kuhle: Wir breiteten die Decken aus und verteilten unsere Schätze, über Preise hatten wir uns bis dahin überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich erinnere mich noch, dass viele Eltern mit ihren Kindern kamen und einiges kauften, obwohl (oder weil?) wir keine Ahnung hatten, was so ein Buch wohl wert ist. Ich erinnere mich auch noch daran, dass wir den gesamten Umsatz kurz vor Schluss gleich wieder in neue Schätze umgesetzt haben und alles stolz nach Hause schleppten. Zusammen mit den nicht verkaufen Sachen. Die Reaktion meiner Eltern habe ich erfolgreich verdrängt.

Mein erster Flohmarkt war also ein voller Erfolg und vermutlich zukunftsweisend für meine Karriere als Sachensucherin. Allerdings pausierten wir nach der Kieskuhlenrunde erst einmal eine Weile. Es gab wichtigere Themen, vermute ich. Meine Eltern waren vermutlich froh, dass das Kinderzimmer nicht wegen Überfüllung geschlossen werden musste. 

Sperrmüllzeit

Aber nach meinem Auszug war ich ja nun ganz autark in Sachen Zimmereinrichtung und in meinem WG-Zimmer ließ sich noch einiges unterbringen. Damals war die Zeit der Sperrmüllmöbel – die Leute stellten ihre aussortierten Sachen einfach am Mülltag an die Straße. Wunderbar! So fuhren wir von Hamburg-Altona einfach ein Stückchen Richtung Westen und schon fanden sich echte Kostbarkeiten vor den Häusern der gut betuchten Elbvorortler:innen. Ich erinnere mich an eine türkisfarbene Kommode mit Rolltüren, die meine Freundin und ich zufällig vor einer Villa entdeckten. Allerdings passte sie nicht so gut auf die Rücksitze meines knall-orangenen Käfers, geschweige denn in den Kofferraum, der war eher niedlich. Aber das Ding musste mit, das war klar! Also drückte ich das schwere Möbelstück mit Gewalt durch die Tür, während meine Freundin auf der anderen Seite zog. Irgendwann konnten wir nicht mehr drücken und ziehen und lachten Tränen, ewig lange. Könnt ihr euch vorstellen, oder? Orangener Käfer, zwei junge Frauen, türkisfarbene Kommode. Aber wir haben es geschafft, die Tür ging leider nicht gut zu, aber na ja. Und das Ding ist immer noch in meinem Besitz, ist mehrmals mit mir umgezogen, mein Mann findet es sehr schwer (ach nee!). Irgendwann habe ich es weiß gestrichen, später landete es im Keller, wo es bei einer Kellerüberflutung leider völlig aufquoll. Aber weg darf es nicht. Ihr versteht, oder? Ein Schatz halt.

Spontanfunde im Urlaub

Derartige Fundsachen gab es einige in meinem bisherigen Leben: Eines der Flohmarkthighlights entdeckten wir vor ein paar Jahren auf einem südfranzösischen Parkplatz-Flohmarkt. Nichts Besonderes, viele alte Ricardgläser, hässliche Stühle und sehr alte Bücher … Und dann sah ich das Rennrad. Mir wurde warm ums Herz. Wo war der beste Ehemann ever? Ich versuchte das Fahrrad im Blick zu behalten und gleichzeitig den Familienfahrradbeauftragten zu finden. Er war weg. Ich verlor den coolen Renner aus den Augen und fand den Mann. Der hatte das Fahrrad auch schon entdeckt, aber hmm. Brauchen wir noch ein Fahrrad? Ich finde: Die Frage „brauchen wir“ muss man manchmal ausblenden. Wir fragen mal nach dem Preis, fand der Pragmatiker. Preis war okay. Dann dachten wir an unseren Teenager, der vor dem Ferienhaus in der Hängematte entspannte. Und bald Geburtstag haben würde. Und sich schon lange ein Rennrad wünscht. Brauchen wir also? Jaaaa. Und welch ein Glück, dass wir auf dem Dachgepäckträger noch Platz hatten. Die Tochter fiel fast aus der Hängematte, als wir mit dem neuen Fahrrad auf dem Dach an der Ferienhausterrasse vorbeifuhren. 

Sohn oder Stühle

Ich könnte noch sooo viele Geschichten erzählen. Diesen Sommer waren wir mal wieder in Südfrankreich und entdeckten bei einem Trödler wunderhübsche Gartenstühle, für die wir auf der Rückbank eigentlich keinen Platz hatten. Der Sohn musste ja auch noch mit rein. Sohn da lassen, Stühle mitnehmen, schlug der Händler vor. Haha. Wir haben Sohn und Stühle reinbekommen. 

Erwähnte ich schon, dass wir langsam keinen Platz mehr haben? In der Garage, im Keller, im Haus. Darum muss jetzt mal dringend was weg. Der nächste Flohmarkt ist meiner. Ich hab schon mal vorsortiert, wir werden viel Platz haben – mal schauen, ob ich ein, zwei neues Schätzchen finde …

Ein Gedanke zu „Von sperrigen Kommoden und französischen Rennrädern

  1. Sehr cool geschrieben Suse. Man kann sich das alles bildlich vorstellen.
    Herzliche Grüße von breastcare Christina gerade aus Mallorca. In nen paar tagen zieht llomi Katharina bei mir aus und zieht nun nach Franken aber bleibt mir auch noch etwas erhalten, zum Glück. Alles Liebe

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