Mit dem Bus?!

Illustration: links Suse in jung neben einem himmelblauen alten VW-Bus, rechts die heutige Supersuse neben einem nagelneuen Bulli

Zeit für Urlaubsplanung. In diesem Jahr mache ich alles richtig und stupse den besten Ehemann rechtzeitig an. Und – siehe da –  der Mann hat tatsächlich einen Plan: Er möchte unbedingt noch einmal in die Bretagne, an die Orte, an denen wir im letzten Jahr mit den Kindern nicht waren. Die rosa Granitküste erwandern, vielleicht sogar mit allem Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft. Eben das, was wir mit den Kindern gar nicht erst versucht haben. Zumindest unsere Große steht nicht so auf Kraxelei in den Bergen, auch wenn die bretonischen Berge eher Hügelchen sind. Aber dieses Jahr fahren wir vermutlich eh zu zweit. Geht also. 

Planung nicht ohne das Pubertier

Während wir uns schon mal von Küstenort zu Küstenort googeln, fragt unser Jüngster mal eben nach. „Wann fahren wir eigentlich in den Urlaub“ möchte das Pubertier so ganz nebenbei wissen. Ach so, der will mit! Schön eigentlich, aber eine Streckenwanderung gehört nun nicht gerade zu seiner Lieblingsferienbeschäftigung. Mehr so abhängen, schlafen, dann vielleicht ein wenig abhängen. Lecker essen und schlafen, schlafen, schlafen. Hmm – da muss wohl neu geplant werden.

Und siehe da, der Mann hat zaubert gleich noch eine Idee aus dem Hut: Wollten wir nicht schon immer mal mit einem Bulli urlauben? Spontan und autark von Ort zu Ort, irgendwo einsam und romantisch an der Küste parken und mitten in der Natur aufwachen. Bei schlechtem Wetter in den Süden, statt wie im letzten Jahr in teuren Ferienwohnungen am Fenster zu sitzen und die Regentropfen zu zählen. Geht doch auch in der Bretagne, oder? Und ganz zufällig kennt er jemande, der jemanden kennt, der bei einem Bulliverleiher arbeitet. Wir bekommen sogar einen Sonderpreis, freut sich der Mann. Denn, Bullileihen ist teuer. Seit Corona sogar sehr, sehr teuer. 

Urlaub im himmelblauen VW-Bus

Ich träume mich zurück in meine Jugend. Damals, als wir mit ein paar Freunden für fünf Wochen nach Portugal gefahren sind, im himmelblauen VW-Bus, liebevoll und wunderbar kitschig bemalt mit weißen Wolken, Grinsegesicht und Peacezeichen. So ein echtes Hippiefahrzeug halt. Und sehr gemütlich: Wer vorne keinen Platz mehr hatte, hat hinten auf der Liegefläche geschlafen. Nix mit Anschnallen und Aufrechtsitzen. Das waren noch Zeiten. 

Aber gut, zurück in die Realität. Wir schauen uns unser potentielles Leihfahrzeug an. Wir könnten wählen zwischen modischem Grau oder schlichtem Weiß. Ohne Peacezeichen. Alles megafunktionell. Bei Bedarf mit WLAN-Schnittstelle, Markise und Vorzelt, Standheizung und anderem Pipapo. Selbst das Dach lässt sich per Knopfdruck hochfahren. Da schläft es sich richtig gut, erklärt unser Vorführer und klettert begeistert nach oben. Das sei der beste Platz – geräumig und mit Panoramablick. Ich bekomme schon beim Zugucken Platzangst. Aber wir haben ja noch Zeit, erstmal informieren wir den Sohn. Der ist nur bedingt begeistert. Was? Mit dem Bus? Auf dem Campingplatz? Ein schickes Bed and Breakfast wäre wohl mehr nach seinem Geschmack. Wenigstens will er mit uns wandern. Zwar nicht tagelang, aber mal die ein oder andere Tour ist wohl okay.

Wer schläft eigentlich wo?

Langsam lasse ich mich auf die Idee ein und quatsche meine Freunde mit unseren Plänen voll. Irgendwie hat so ziemlich jeder in unserem Freundeskreis Bulli-Erfahrungen und alle geben bereitwillig Auskunft. Alle sind tatsächlich begeistert und wissen Bescheid: wo es gute Plätze gibt (geheim ist nicht automatisch ruhig), was nicht erlaubt ist (Wildcampen oder spontan irgendwo die Nacht verbringen) und auf welchen idyllischen Stellplätzen man gegen einen Obolus wunderbar eine Nacht verbringen kann und auch noch lecker essen kann (aber nur, wenn man Klo und Dusche dabei hat). Ach ja, das mit der Hygiene … spricht wohl doch alles dafür, sich auf einem Campingplatz einzumieten. Und wer schläft eigentlich wo, grüble ich in einer schlaflosen Nacht in unserem megagemütliche, großen Bett mit viel Platz nach oben. Die Antwort wird sich finden, denke ich schlaftrunken und ziehe mir meine Decke über den Kopf. Und wache gleich wieder auf: Ein Wurfzelt für das Pubertier – das wäre doch eine Idee. Mal schauen, was er davon hält. Oder lassen wir ihn doch auf der Dachfläche schlafen? Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn dort nicht vergessen. Aus Versehen.

Ich muss da noch ein wenig drüber nachdenken und schon fliege ich mit einem himmelblauen Bus durch die Wolken. Traumhaft!

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