Viel Glück und viel Regen

Supersuse mit Kindern im Kino, eines davon hält sich die Hände vors Gesicht

Das waren noch Zeiten, als ich regelmäßig Geburtstagsplanungsideen aus dem Hut zauberte für Familienmagazine und natürlich für meine eigenen Kids. Meist waren meine persönlichen Erfahrungen eine wunderbare Quelle für neue Artikel à la „Wie plane ich einen Zauberer-/Krimi-/Schnitzeljagd-Geburtstag und wie schaffe ich den schönsten Tag des Jahres stressfrei und entspannt über die Bühne zu bringen“.

Ins Wasser gefallen

Mein Fazit: Planen ist gut, stressfrei wirds eh nicht. Es passieren schließlich auch trotz optimaler Vorbereitung Dinge, mit denen man – also Eltern – nicht rechnet. Ich erinnere mich gut an die buchstäblich ins Wasser gefallene Feier auf einem Ponyhof.

An jenem Augusttag fing es morgens an zu regnen und im Laufe des Tages fielen Sturzbäche vom Himmel. Die sogenannte Pferdepädagogin fand das nicht kritisch und sagte mir, wir würden bei jedem Wetter reiten. Nach vier Stunden Dauerregen und diversen Telefonaten war sie dann doch der Meinung, man solle das besser lassen, das sei nicht gut für die armen Ponys.

Und die armen Eltern fügte ich im Geiste hinzu.

Ins Kino mit einer Meute 8-Jähriger

Ein Alternativplan musste her. Und so sind wir dann mit einer Meute 8-Jähriger ins Kino gelaufen. Bei Sonnenschein wohlgemerkt, denn der Regen hörte schlagartig auf, kaum dass ich der Pferdefrau abgesagt und allen Eltern Bescheid gesagt hatte. Egal, ich wollte mich einfach im Kinositz entspannen, ein wenig die Augen schließen und war froh, dass ich keine unmotivierten Ponys durch schlammige Reitwege führen musste.

Die Kids waren glücklicherweise auch zufrieden mit der Aussicht auf Popcorn im Kino. Bis … ja, bis das erste Kind auf die Toilette musste. Natürlich mit Begleitung. Und nicht wieder zurückwollte. Der Film (eine Komödie!) sei ja gruselig. Der kleine Junge hatte schlichtweg Angst. Der beste Ehemann (und Vater!) redete mit Engelszungen auf ihn ein und verbrachte schließlich die zweite Filmhälfte im popcornumnebelten Kinofoyer.

Wenig später meldet sich das zweite Kind. Wollte dringend raus, Film zu spannend. Wir machten es uns zu viert im Foyer gemütlich. Was soll ich sagen, auch dieser Geburtstag forderte uns Eltern ein wenig und vielleicht wäre das Pferdeprogramm doch spannender gewesen? Wir (und die beiden Klogänger) haben auch diese Feier ohne Trauma überlebt.

Geschenke auspacken und spielen

Ansonsten waren unsere Kindergeburtstage weitestgehend katastrophenfrei, dafür sehr betreuungsintensiv. Das lag auch daran, dass unser Sohn an seinem Ehrentag meist schnell seine Geschenke ausgepackt hat und sich dann spielend in eine Ecke verzogen hat, während wir die Gäste animiert haben.

Gleichzeitig versuchten wir erfolglos, das Geburtstagskind mit einzubeziehen. Wollte er nicht, er wollte seine Legos aufbauen. Allein. Auch das gab sich nach ein paar Jahren. Irgendwann sind das alles nur noch lustige Erinnerungen.

Geburtstagsmorgen-Ritual muss sein

Wo wir wieder in der Gegenwart wären. Denn jetzt besteht unsere Auftrag darin, den „Kinder“-Geburtstag woanders zu verbringen. Möglichst nicht in der Nachbarschaft, sondern weiter entfernt und möglichst lange. Vermutlich dürften wir gern auch das ganze Feierwochenende sonstwo verbringen, wenn da nicht das Geburtstagsmorgen-Ritual mit allem Pipapo wäre. Kind mit Geburtstagskuchen wecken, beim Kerzen auspusten bewundern, Geschenketisch und Auspackaktion bestaunen bzw. Anweisungen geben: „Nein, das noch nicht. Erst das kleine mit der grünen Schleife, dann das mittelgroße … NEEEIIIN, da auf keine Fall zuerst!“ undsoweiter. Und dann muss ein Stück Geburtstagskuchen gegessen werden und es wird sich natürlich ausgiebig umarmt.

Ende des Rituals.

Wenn wir Glück haben, dürfen wir die Geschenkpapiere wegwerfen oder fürs nächste Jahr bügeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert