Alltag im Homeoffice

Seit einer Woche ist alles anders in meinem Schloss. Seit einer Woche ist hier Homeoffice. Und zwar für die ganze Familie.

Seit circa 2005 arbeite ich mit Unterbrechungen zuhause. Mit Unterbrechungen, damit meine ich: Ab und zu stören mich temporär kranke Kinder, Ehemänner (also der eine Ehemann), Teilzeitanstellungen, super getimte Elternsprechtage. So Dinge halt. Das macht also 52 Wochen minus Ferientage, minus Krankheitstage minus diesunddas. Möchte jemand rechnen? Bitteschön. Ich sage mal: x-hundert.

Mein Homeoffice ist mein Schloss. Mein „HierkannichmichkonzentrierenundinRuhearbeiten“-Ort. Den ganzen heiligen Vormittag lang bin ich allein mit meinem digitalen Schreibgerät. Nur manchmal klingelt ein Postbote oder eine Nachbarin oder es kommt ein wirklich wichtiges Telefonat (Zum Beispiel: Anruf der Schulleitung „Ihr Kind ist gestürzt, bitte sofort abholen und ärztlich untersuchen lassen.“ Auto gemietet. Putzmunteres Kind abgeholt. Zum Arzt gefahren. Putzmunteres gesundes Kind bleibt zuhause. Putzmunteres gesundes Kind langweilt sich. Wissta Bescheid).

Ansonsten aber Ruhe. Und die brauche ich, sonst kann ich nicht denken.

Und jetzt? Kinder (zwei) überall den ganzen Tag lang und eigentlich NIE im Schlossgarten, brauchen Essen und WLAN. Mann im Schlafzimmer, den ganzen Tag lang. Im Schlafzimmer? Ja, genau. Dort ist jetzt sein Workspace. Also verschiedene technische Geräte plus ehemaliger Kinderschreibtisch. Und dann sind da noch die ganzen anderen Leute. In meinem Schlafzimmer. Schlafgemach. Dort finden virtuelle Meetings statt, dafür muss morgens das Bett gemacht und die Klamottenstapel müssen verschoben werden. Und ich darf meine Duschzeiten planen.

Neulich erst war ich joggen und stürmte schweißgebadet über die Terrassentür ins Schloss. Und da waren diese ganzen Leute plötzlich und unerwartet in meiner Küche. Sie starrten mich an. Was wollen die? Mit mir frühstücken? No way. Nach einer Woche habe ich mich einigermaßen sortiert. Die Kinder (Dienstpersonal) übernehmen den Einkauf, nur über die Finanzen müssen wir noch reden. Heute gab es für jeden eine Packung Eis, Gesamtsumme 24 Euro. Steuergelder. Hmm. Aber das Eis war lecker. Kind 1 wird in die hohe Kunst des Kochens eingewiesen. Heute: Brokkoli und Shiitakepilze an Soja-Kokossauce, köstlich. Der Mann kümmert sich um die Verbesserung der Netzgeschwindigkeit und hat nach einem dreistündigen Telefonat zwei Dinge erreicht: Monatlich 10 Euro weniger an die Telekomisten (anderthalb Luxuseispackungen) und doppeltes Datenvolumen für die Tochter (die Laune steigt).

Viel gearbeitet habe ich in dieser Woche nicht. Aber es wird.

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