Der Plan: Tagsüber in den Bergen, abends am Meer
Am Anfang ist da diese Idee, die inzwischen schon großen Kinder mal allein zu lassen und das zu machen, wozu sie garantiert keine Lust haben: mit Sack und Pack durch die Berge zu wandern. Warm soll es sein, möglichst so warm, dass man sogar im Meer schwimmen kann. Seit meiner Wanderung durch das Tramuntana-Gebirge im letzten Jahr hab ich richtig Lust, eine weitere Küstenwanderung zu machen. Ich mag die Kombination aus Gebirge und Meer, mag es, in kleinen Küstenorten zu übernachten.
Bei der Streckenplanung haben wir uns von der Tourenbeschreibung von Frank von „Wanderndeluxe“ inspirieren lassen – auf seiner Website hat er jede Menge Menge Tipps für die Region und auch noch für andere schöne Wanderungen.
Blaues Meer, weiter Blick, leckeres Essen
Die Idee, nach Ligurien zu fahren kam mir, als ich vor ein paar Monaten einen Reisebericht gelesen hatte. Blaues Meer, weiter Blick, leckeres Essen … Da wollte ich mich sofort und auf der Stelle hinbeamen. Der Mann war auch nicht abgeneigt und kam Tage später mit Reiseführer-Stapeln nach Hause. Ja, das würde uns wohl gefallen. Besonders gefallen hat uns die Idee, so nachhaltig wie möglich zu reisen, also ohne Flieger oder Auto. Mitte Oktober sollte es losgehen. Gemeinsam haben wir also die Reise geplant, haben genau überlegt, wie viele Kilometer und vor allem Höhenmeter wir am Tag laufen können/wollen und wo wir übernachten.
Die Anreise: Unterwegs ohne Flieger oder Auto
Schnell finden wir gute Bahnverbindungen: Mit dem ICE von Bremen nach München, dann weiter mit der österreichischen Eisenbahn im Nachtzug nach Genua und vor dort aus fahren jede Menge Regionalzüge in die kleinen Dörfer, von wo aus wir direkt loswandern können. Wir buchen einen Liegewagen für die Hinfahrt und einen Sitzplatz für die Rückfahrt – leider gibt es keine Liegewagenplätze mehr, aber egal, auf dem Rückweg sind wir sicher gut erholt und können auch mal eine Nacht lang rumsitzen. So reden wir uns die Rückfahrt schön.
Bahnstreik in Italien – das lässt uns kalt
Die Hinreise klappt jedenfalls ohne Probleme. Gut bepackt mit circa acht Kilo auf dem Rücken verlassen wir das regnerische Bremen. Im Bus zum Bahnhof allerdings bekommen wir eine E-Mail von der Österreichischen Bundesbahn, in der angekündigt wird, dass am nächsten Tag alle Züge in Italien streiken würden. Alle. Na super. Wir hoffen jetzt einfach mal, dass unser Zug zumindest nach Genua fährt. Und verdrängen alles, was nicht klappen könnte.
Immerhin fährt in Bremen der ICE pünktlich los und kommt auch pünktlich an, in München ist noch Zeit für ein Abendessen im Biergarten. Und tatsächlich ist auch auf die ÖBB Verlass – unser Nachtzug fährt uns nach Italien. Streik hin, Streik her.
Liegewagen sind nichts für Menschen mit Platzangst
Wir haben Glück mit unseren sehr netten Mitreisenden. Darunter ein Paar in unserem Alter, ein unauffälliger Jurastudent und eine jüngere Österreicherin, deren Sprache ich so gut wie gar nicht verstehe. Aber nett ist sie auf jeden Fall. Irgendwann beschließen wir, dass nun Schlafenszeit ist und verwandeln das Miniabteil in eine Art Schlafzelle. Dafür werden die Rückenlehnen der unteren Sitzreihe hochgeklappt und fixiert und voilà, wir haben sechs Betten inklusive Sicherungsnetz, damit niemand rausfällt. Liegewagen sind übrigens nichts für Menschen mit Platzangst. Trotz der Enge, trotz des Lärms auf den Bahnhöfen schlafen wir alle mehr oder weniger. Immerhin sind wir ab Mailand nur noch zu viert. Und es gibt sogar Frühstück: Instantkaffee mit trockenem Brötchen („Semmeln“). Aber besser als nichts.
Genua im Regen und Sonnenuntergang in Camogli
Kurz vor Genua werfen wir einen Blick auf die Wetter-App und ändern kurzerhand unserer Pläne. Extremwetter ist angesagt, Sturm und Regen. Kein Wanderwetter. Eigentlich wollen wir direkt mit dem Regionalzug nach Bogliasco fahren, circa 20 Minuten an der Küste entlang Richtung Osten, um von dort aus nach Camogli zu wandern. Wenn denn die Züge fahren. Es ist ja Streik.
In dem Küstenort haben wir ein kleines Häuschen für zwei Nächte gebucht.
Wir beschließen, uns Genua anzuschauen und am Nachmittag mit dem Zug nach Camogli zu fahren. Unsere Rucksäcke lassen wir am Bahnhof. Hier gibt es übrigens keine Schließfächer, sondern einen bewachten Gepäckaufbewahrungsdienst, teuer zwar, aber egal. Im Regen laufen wir los. Die Stadt kommt uns düster vor, trotz der bunten Fassaden und der palastähnlichen Gebäude. Aber immer wieder öffnen sich die Häuserfluchten, plötzlich stehen wir auf einem Platz direkt vor einer wunderhübschen Kathedrale, natürlich müssen wir sie anschauen. Und natürlich gehen wir in ein Café und trinken sehr leckeren Cappuccino. Yeah, wir sind in Italien! Irgendwann hört es sogar auf zu regnen – wunderbar. Mittags fahren wir dann mit dem Zug nach Camogli. Vom angeblichen Streik merken wir hier nichts.
Mit dem Zug an der Küste entlang
Der Zug fährt direkt am Meer entlang, wir staunen über die wilden Wellen und das grün-graue Wasser. So habe ich mir die Küste nicht vorgestellt, eher so wie die französische Mittelmeerküste – türkisblau und ruhig. Aber nein, wir sind am ligurischen Meer, an der „Riviere di Levante“, wo die Orte direkt in den Felsen kleben und die Züge sich von Tunnel zu Tunnel hangeln. Schön!
In Camogli suchen wir unsere erste Unterkunft – ein Minihäuschen am Ortsrand, quasi direkt am Wanderweg, sehr hübsch gelegen. Fotos und Realität passen leider nicht so recht zueinander. Es ist feucht im Haus, die Einrichtung sehr spartanisch und auch der kleine Garten entschädigt uns nicht, denn es nieselt schon wieder. Aber egal, wir packen unsere Sachen aus und sind froh, dass wir die Wanderstiefel loswerden. Jetzt schauen wir uns erstmal Camogli an und zwar in Wanderhose und Turnschuhen.
Underdressed an der Promenade von Camogli
Der Ort liegt auf der Westseite der Halbinsel von Portofino. Camogli heißt übrigens „Haus der Ehefrauen“ – das lese ich später nach. Aha, haben die hier besonders viel zu sagen? Und wohnen in dem Haus auch Männer? Im Ort sind sie jedenfalls unterwegs, die hübschen und sehr gut gekleideten Italiener mit und ohne Ehefrauen. Wir fühlen uns leicht underdressed, alle haben sich herausgeputzt. Zeit für den Aperitif, Zeit, durch den Ort zu schlendern.
Von Nachsaison merkt man hier nicht viel. Wir schlendern mit und machen jede Menge Fotos. So kurz vor dem Sonnenuntergang kommt doch noch ein wenig blauer Himmel zum Vorschein und lässt die Küste erstrahlen. Und dann finden wir tatsächlich ein nettes kleines Restaurant oberhalb der schicken Strandpromenade. Natürlich gibt es Pasta und natürlich habe ich nicht auf dem Zettel, dass das ja erste Gang ist. Typisch deutsch belassen wir es bei der „Vorspeise“ und gönnen uns einen leckeren Nachtisch. Der Wein ist übrigens köstlich, leicht und dennoch von intensivem Geschmack. Wunderbar, so kann es weitergehen.
Tour 1: Rundtour durch den Parco Naturale di Portofino
Da wir noch eine weitere Nacht in unserem Häuschen gebucht hatten, machen wir eine Rundwanderung über die Halbinsel von Portofino durch den Parco Naturale Regionale di Portfino – mit wenig Gepäck (yeah). Erstmal laufen wir zurück nach Camogli, um zu frühstücken und Proviant zu kaufen. Und trinken dort den weltbesten Cappuccino im Café Photo direkt an der kleinen Hauptstraße. Ich kann mich gar nicht sattsehen an dem Alltagsleben, an den Ortsansässigen, die sich kurz mal austauschen oder einen Kaffee trinken. Das fühlt sich sehr untouristisch an. Und wir sind mittendrin.
Viele Höhenmeter an einem Tag
Dann geht es richtig los, wieder fast vorbei an unserem Häuschen und gleich richtig hoch entlang der Steinmauern Richtung Rocco, sozusagen von 0 auf 450 (Höhenmeter). Am Anfang noch treppauf, dann wird es gerölliger, bis wir schließlich im Wald sind. Hier liegt alles voller Maronen, die aussehen wir kleine Igeltiere, die auf dem Rücken gelandet sind. Am Pietre Strette entscheiden wir uns, auch noch zum Kloster San Fruttuoso zu laufen, auch wenn uns weitere zwei Stunden Wanderzeit drohen. Wir klettern steil nach unten und nach der Hälfte der Strecke entdecken wir das Agririfugio Molini – eine Wanderhütte mit Restaurant. Tja und das war´s dann mit dem Abstieg, wir müssen hier einfach eine wohlverdiente Pause einlegen und speisen köstlich an Holzbänken und -tischen mit Blick auf das Meer (noch nie habe ich so leckere Antipasti und Panna Cotta gegessen!). Jetzt lässt sich sogar die Sonne blicken an diesem grauen Tag. Wir mögen gar nicht mehr weggehen, hier stehen sogar Liegestühle rum, leider ist das Paar neben uns schneller als wir 😉
Wir überschlagen kurz die Zeit und beschließen, den zweiten Teil des Abstiegs Richtung Kloster auszulassen. Es wird schließlich früh dunkel und wir haben noch circa die Hälfte unserer knapp 12 Kilometer langen Rundtour vor uns. Die Strecke ist eines unserer Touren-Highlights, anstrengend zwar, weil wir in Serpentinen Richtung Meer absteigen, aber wunderschön. Wir haben einen tollen Blick auf die Küste, die Landschaft ist sehr mediterran mit Erdbeerbäumen, Granatäpfeln und Bourgainvilleas. Bei Sonnenschein sind die Blautöne von Meer und Himmel sehr intensiv! Und es ist nicht viel los um diese Zeit, wir treffen sehr wenig weitere Wandernde. Das letzte Stück laufen wir unten am Meer entlang über einen schmalen Weg, der direkt an den Felsen klebt. Ein ganz besonderer Ort!
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unsere Unterkunft. Nach einer warmen Dusche beschließen wir, unsere Reste zu essen und nicht noch einmal nach Camogli zu laufen, um ein Restaurant ausfindig zu machen. Wir sind einfach zu müde.
Tourenprofil Tour 1
Länge: 11,6 km
Aufstieg: 720 m
Abstieg: 900 m
Tour 2: Von Sestri Levante nach Moneglia
Heute geht es richtig los. Wir verlassen unser Feuchtbiotop und machen uns mit gepacktem Rucksack auf den Weg zum Bahnhof, um nach Sestri Levante zu fahren – dem Startpunkt unserer Streckenwanderung. Und freuen uns schon sehr auf einen leckeren Frühstückskaffee im Café Photo. Das ist am heutigen Sonntag leider geschlossen, sehr schade. Aber wir finden eine Alternative. Ich mag die Stimmung in den italienischen Cafés, jeder scheint morgens erst einmal einzukehren, Geschäftsleute, Rentner:innen, junge Leute. Ein Kaffee oder Cappuccino, dazu ein Croissant (auf italienisch: „Brioche“!), ein kurzer Plausch und der Tag kann beginnen.
Erste Strecke mit dem Zug
Von Camogli fahren wir mit dem Regionalzug nach Sestri Levante. Vom Bahnhof aus laufen wir in die Fußgängerzone und finden auch gleich unseren Startpunkt: Durch einen Torbogen geht es mal wieder steil nach oben. Treppen, Treppen, Treppen. Das Motto unserer Reise!
Wir laufen bis nach Riva Trigoso, dort machen wir eine kurze Kaffee- und Toastpause, dann geht es weiter Richtung Moneglia. Vorbei an der großen Werft von Fincantieri, dem größten Schiffbauunternehmen Italiens. Der Aufstieg ist anstrengend, viel Schotter, wenig Aussichtspunkte. Irgendwann wird es waldiger und wir sind wieder umgeben von Erdbeerbäumchen und Steineichen. Der Abstieg ist dafür umso schöner mit tollen Blicken auf die ligurische Küste.
Gegen 17 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft – ein Hostel nicht weit vom Zentrum von Moneglia. Auf einer Bank warten wir auf unseren Vermieter, der kurze Zeit später angebraust kommt, ein junger Typ, der uns in Windeseile unsere Unterkunft zeigt. Eine Altbauwohnung mit Küche und Bad – wir sind die einzigen Gäste. Okay. Time for a shower.
Moneglia ist ein hübscher kleiner Ort am Meer mir hübscher Altstadt, ein paar Touris sind unterwegs, Restaurants haben auch geöffnet. Wir essen frische Pasta und laufen noch ein bisschen durch den Ort, bevor die Wander-Bettschwere zuschlägt, kein Wunder nach 15 Kilometern Auf- und Abstiegen.
Tourenprofil Tour 2
Tour 3: Von Moneglia nach Framura
Unsere heutige Etappe ist kürzer: Wir starten mit einem sehr steilen Anstieg und dann geht es knappe 12 Kilometer weiter mit akzeptablen Steigungen und einem Stopp in Deiva Marina. Der Ort gefällt uns allerdings überhaupt nicht, zugebauter Strand, hässliche Betonbauten, trockenes und schlammiges Flussbett. Wir machen eine kurze Foccachiapause am Meer und sind froh, als wir wieder auf dem Wanderweg sind. Eine Zeitlang wandern wir sogar auf ganz weichem Waldboden, links und rechts wachsen Farne, unsichtbare Vögel zwitschern fröhlich. So muss es sein! Am Nachmittag fängt es allerdings leider an zu regnen.
Bier aus dem Zahnputzbecher
Unsere nächste Unterkunft ist allerdings sehr basic: „Perla del Levante“ ist ein gut gelegenes Hostel in Framura mit Terrasse und Blick. Sogar ein paar Liegestühle stehen im Garten. Aber das Zimmer, naja, Jugendherberge halt. Immerhin macht uns der Herbergsvater (?) einen Espresso zum Empfang, denn ein Café gibt es wohl nicht in dem klitzekleinen Ort. Da auch die einzige Pizzeria an diesem Tag geschlossen hat, bleibt uns nur ein kleiner Lebensmittelladen. Dort decken wir uns mit den üblichen Focaccias, mit Pesto, Oliven und Obst ein und picknicken auf der Terrasse.
Unser Bier trinken wir aus den Plastikzahnputzbechern. Sehr romantisch das alles. Und dann fängt es auch schon an zu regnen und hört auch erstmal nicht mehr auf. Nachts kommt dann auch noch Gewitter dazu und plötzlich geht ein sehr helles Notlicht an. Stromausfall! Das passiert noch ein paar Mal, immer nur für einige Sekunden, entsprechend unruhig ist unsere Nacht.
Tourenprofil Tour 3
Mit dem Zug von Framura nach Bonassola
Nach einem sehr frugalem Frühstück in unserer Herberge machen wir uns mit Regenjacken auf den Weg zum Bahnhof, dafür müssen wir ungefähr 1000 Stufen hinunterklettern. Es regnet noch immer und laut Wetter-App wird es auch nicht aufhören. Wir fahren also mit dem Zug nach Bonassola – fünf Minuten Fahrtzeit statt drei Stunden wandern! Auch in Bonassola regnet es Bindfäden. Wir purzeln direkt ins nächste Café, in die Bar 26, und bleiben dort, bis der Regen endlich aufhört. Ab 13 Uhr dürfen wir unsere nächste Unterkunft beziehen – ein Agriturismo oberhalb des Ortes. Diesmal wohnen wir luxuriöser mit eigenem Garten, gemütlichem Zimmer und Minibar. Und wir sind mal wieder die einzigen Gäste.
Tunneltour auf zwei Rädern
Zur Unterkunft gehören auch noch ein paar Fahrräder. Alternativprogramm: Wir radeln in den Nachbarort nach Levanto entlang der stillgelegte Bahnstrecke. Dazu gehört auch der ehemalige Eisenbahntunnel, der 2010 zu einem Fahrrad- und Fussgängerweg umgebaut worden ist. Zuhause lese ich, dass diese 5,5 Kilometer lange „Pista Ciclopedonale Maremonti“ von Levanto bis nach Framura führt, wir hätten also noch weiter radeln können. Zwischen den Tunnelabschnitten blicken wir fasziniert auf die wilde Steilküste. Ob man hier im Sommer wohl baden kann?
In Levanto laufen wir zu Fuß durch die hübsche, aber sehr volle Altstadt und suchen mal wieder ein Café. Kaum sitzen wir drinnen, kommt auch der Regen wieder – perfektes Timing. Hier werden wir ein paar Stunden verbringen, denn es regnet und regnet. Nicht schlimm, hier können wir prima Sozialstudien betreiben, Menschen beobachten. Einheimische und Touristen, wunderbar. Und noch wunderbarer: Zu dem bestellten Bier bekommen wir ein leckeres Antipasti-Gedeck mit Oliven, Chips, Nüssen, Pizzastücken und Mortadella. So lässt es sich aushalten. Tatsächlich hört der Regen irgendwann mal auf und wir schwingen uns auf die Leihräder, radeln durch die Tunnel zurück und essen noch eine Kleinigkeit in unserer neuen Lieblingsbar (Bar 26).
Auch ganz nett, unser wanderfreier Regentag.
Tour 4: Von Bonassola nach Monterosso al Mare
Kein Regen am Morgen! Wir frühstücken also im Garten – unsere Vermieterin hat uns unser Frühstück gebracht inklusive warmer Milch, den Espresso machen wir im Zimmer mit so einer Kapselmaschine, naja. Ich pflücke noch schnell eine Orange im Garten und dann geht es auch schon los. Bergauf natürlich, kurz noch einen Einkaufsstop in Levanto und dann geht es komplett regenfrei weiter.
Von Levanto nach Monterossa erwarten uns einige Steigungen, aber wir sind gut gestärkt und der tolle Küstenweg entschädigt uns für alle Strapazen. Und – wow – die Sonne kommt tatsächlich raus, schon wechselt auch das Meer seine Farbe von grau zu türkisblau. Wir haben wunderbare Blicke auf die Küstenorte und müssen ständig stehen bleiben und den Ausblick genießen. Denn auch der Abstieg ist steil und lang, jeder Schritt muss wohlbedacht sein. Ein paar Worte noch zu den Stufen: Oft geht es treppab bzw. treppauf in die Orte bzw. raus aus den Orten. Die Stufen sind sehr hoch und kaum mit einem normalen Schritt zu schaffen. Hüpfen geht auch nicht mit knapp 10 Kilo auf dem Rücken. Also irgendwie runterklettern. Unsere Wanderstöcke haben sich hier sehr bewährt.
Als wir am Nachmittag glücklich und erschöpft in Monterosso ankommen ist der Himmel blau und wir peilen gleich das erste Café direkt am Strand an, am Rande der Bucht an der Spaggia il Gigante.
Heute ist Badetag!
Monterosso al Mare ist übrigens das erste Dörfchen im Cinqueterre und auch der einzige Ort mit einem echten Badestrand. Am liebsten würde ich sofort ins Meer springen, es ist sooo verlockend, aber auch einfach wunderbar, hier zu sitzen und die Füße auszustrecken. Wir beschließen erst einmal unsere Sachen in die Unterkunft zu bringen und dann wird endlich gebadet! Dafür laufen wir nochmal die lange Strandpromenade entlang. Auf dem Weg spricht uns ein Amerikaner an, will wissen, ob wir auch aus Bonassola kommen. Das sei wohl der einzige Weg, der offen ist. Alle anderen Küstenwege seien wegen Erdrutschgefahr gesperrt. Oha. Darüber wollen wir grad nicht nachdenken.
Menschen strömen die Promenade entlang
Dann passiert etwas, womit wir absolut nicht gerechnet haben: Je näher wir Richtung Zentrum kommen, desto mehr Menschen strömen die Promenade entlang. Amerikaner, Franzosen, Japaner … Wir sind absolut verblüfft und auch ein wenig geschockt. Wo sind wir hier? In Palma de Mallorca während der Hochsaison? Hallo, es ist Ende Oktober, was wollen die alle hier?? Wir laufen vorbei an Souvenirständen und Restaurants hinein in die ebenfalls volle Fußgängerzone und ganz am Ende – dort wo sich einige der Reisenden vermutlich nicht mehr hintrauen – befindet sich unsere Albergo al Carugio. Hat das Hotel einen Stern? Ich glaube nicht. Dennoch werden wir sehr freundlich empfangen und ausgiebig über die touristischen Highlights informiert.
Der Portier ist App-Programmierer
Der Portier hat sie mal eben alle in einer App programmiert, die er uns stolz und sehr ausführlich präsentiert. Okay, ja, aber jetzt wollen wir wirklich baden! Also schnell in die Badesachen, Handtücher geschnappt und auf geht’s durch die Touristenmassen zurück an den Strand. Hier ist weniger los, ist mir jetzt auch egal, denn das Meer ist wunderbar wild und warm vom Sommer. Sogar mein eher wasserscheuer Ehemann zögert nicht lange und marschiert schnurstracks in die Wellen. Und die sind ganz schön heftig, man könnte denken, wir seien am Atlantik!
Endlich im Meer
Gut erfrischt setzen wir uns zu den anderen Touris an die Promenade und trinken einen Apéro. Wat mutt, dat mutt. Anschließend noch eine Dusche im düsteren Hotel und dann schlendern wir durch das historische Stadtzentrum, besichtigen eine barocke Kapelle, die Chiesa di San Giovanni Battista. Dort probt gerade ein Chor und das klingt wunderbar, wir sitzen lange auf den Kirchenbänken und lauschen. Und die anderen Touris sind jetzt auch verschwunden, vermutlich alle in den Restaurants oder per Reisebus auf dem Weg ins nächste Dorf.
So klingt auch dieser Tag aus. Wir beschließen den Tag mit dem üblichen Picknick aus Foccaccia, Pesto, Mozzarella und Tomaten und fallen in unser 0-Sterne-Hotelbett.
Tourenprofil Tour 4
Tour 5: Von Monterosso al Mare nach Vernazza
Wir frühstücken mal wieder in einem Café und zwar in der Bar Laura (Tipp von unserem App-Hotelier), auch hier sind wieder viele Einheimische unterwegs. Nach Cappuccino und Brioche erwartet uns ein langer, steiler Aufstieg, denn wir werden oben über den Berg laufen, der Wanderweg am Meer entlang ist tatsächlich gesperrt. Wir sind komplett durchgeschwitzt, als wir oben ankommen. Und dann fängt es auch noch ordentlich an zu regnen. Wir kramen unsere Capes raus und setzen uns unter einen dichten Baum. Zeit für ein Regenpicknick.
Natürlich geht es wieder bergab zu unserem Zwischenstopp: Vernazza gehört ebenfalls zu den fünf Dörfern, schon von weitem sehen wir den kleinen Jachthafen. Auch hier schieben sich unglaublich viele Menschen durch die kleinen Straßen Richtung Hafen. Wir ergattern einen Platz im Café und wollen hier eigentlich schnell wieder weg. Wieder fahren wir eine Station mit dem Zug, da der Küstenwanderweg gesperrt ist. Würden wir „oben herum“ wandern, hätten wir einen weiteren schwierigen Auf- und Abstieg vor uns und vermutlich erst bei Einbruch der Dämmerung ankommen.
So sitzen wir genau drei Minuten im Zug nach Corniglia, hier haben wir unsere nächste Unterkunft. Corniglia ist das einzige der fünf Dörfer, das nicht direkt am Meer liegt, sondern auf einem Felsen circa 100 Meter über dem Wasserspiegel. Und die erreicht wir vom Bahnhof aus, indem wir viele Treppenstufen nach oben laufen. Das Dorf gefällt mir auf Anhieb, aber erstaunlicherweise ist hier wenig los. Und unser Agriturismo liegt mitten im Zentrum mit Blick auf die Kirche San Pietro. Eine hübsche Unterkunft, ein netter Ort – wir sind zufrieden. Nach der obligatorischen Dusche (kennt ihr das Gefühl, die Wanderstiefel nach vielen Stunden auszuziehen?) schlendern wir durch den Ort und reservieren gleich mal einen Tisch in der Osteria „A Cantina de Mananan“ – Tipp von Monsignore Barrani, dem Inhaber unserer Unterkunft. Und dieser Tipp war Gold wert – lange haben wir nicht mehr so leckeren Fisch gegessen.
Nachts regnet und stürmt es mal wieder.
Tour 6: Von Corniglia nach Riomaggiore
Wir frühstücken im Speisesaal und plaudern nett mit unserem Hausherrn, der ganz gut deutsch spricht. So berichten wir ihm, dass wir sehr erstaunt sind, wie überlaufen einige der Dörfer um diese Jahreszeit noch sind. Er erzählt, dass es im Sommer besonders krass sei, da kämen ja auch noch die Menschen, die mit den Booten in die Dörfer gebracht werden. Also von einer Seite kommen die Leute vom Bahnhof, von der anderen Seite die Touris vom Hafen. Da sei es für die Einheimischen kaum möglich die „Hauptstraße“ – also die kleine Einkaufsstraße – zu queren. Ein Problem, das der italienischen Regierung schon lange bekannt ist. Aus diesem Grund ist der Küstenwanderweg wohl auch kostenpflichtig. Ob das die Besucher:innenströme eindämmt?
Entlang der Weinbergterrassen
Wir sind jedenfalls sehr froh, dass wir außerhalb der Saison unterwegs sind und dass die wenigsten Reisenden Lust haben, die Berge hoch- und herunterzuklettern. Wir machen das sehr gern :-). Heute laufen wir nach Riomaggiore und das ist auch schon das letzte der fünf Dörfer! Die Mittagspause wollen wir in Dorf Nr. 4, in Manarola, verbringen.
Jetzt ändert sich die Landschaft, hier wächst überall Wein und der Himmel wird blau. Auf schmalen Wegen laufen wir durch die Weinbergterrassen immer mit dem Blick auf unser nächstes Ziel. Die Strecke ist wunderschön und auf halber Höhe suchen wir uns einen Picknickplatz am Rande einer Weinterrasse mit Meerblick.
Viele Stufen und ein spektakulärer Sonnenuntergang
Um in den Ort zu kommen, geht es sehr lange bergab und die Stufen sind besonders hoch, wir sind ganz schön erschöpft als wir in Manarola ankommen. Auch hier: Viel zu viele Menschen. Am Hafen trinken wir unseren Nachmittags-Cappuccino und bestaunen mit allen anderen das wilde Meer. Gestärkt klettern wir den nächsten Berg hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter und kommen gegen Nachmittag in unserem Hotel an. Endlich raus aus den Wanderstiefeln. Frisch geduscht machen wir uns auf den Weg ins Zentrum und zwar mit dem Fahrstuhl! Der gläserne Aufzug bringt uns ganz gemütlich in den unteren Teil von Riomaggiore. Balsam für unsere müden Beine.
Auch hier ist einiges los – zu recht: Noch immer schlagen die Wellen hoch gegen die Hafenmauer und das Wasser glitzert in der Abendsonne. Wir kaufen uns ein Stück Gemüsekuchen, setzen uns auf eine Bank oberhalb der Felsen und genießen den Blick. Anschließend laufen wir noch ein wenig herum und machen jede Menge Fotos von einem spektakulären Sonnenuntergang. Nachdem die Sonne fast weg ist ziehen wir in eine Bar unterhalb eines Felsvorsprungs um, trinken noch ein Bier und schauen aufs Wasser. Zum Abendessen gibt es Fastfood: Wir bestellen uns eine Tüte frittierte Sardinen, Calamares und anderes Getier, sitzen noch eine Weile in der Fussgängerzone und beobachten das Treiben. Dann kommt die Müdigkeit. Gut, dass es den Fahrstuhl gibt, oben angekommen sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Hotel.
Tourenprofil Tour 6
Tour 7: Von Riomaggiore nach Portovenere
Wir frühstücken früh in unserem Hotel. Fast vergesse ich meine Wanderstöcke, merke es aber noch rechtzeitig. Heute verlassen wir das letzte der fünf Dörfer des Cinqueterre und machen uns auf den Weg zu unserer letzten Unterkunft nach Portovenere. Vom Hotel aus geht es direkt in die Berge, die Strecke ist vielseitig, teilweise sehr waldig und dann öffnet sich der Blick wieder zum Meer. Und heute scheint endlich mal wieder die Sonne.
Pause mit Meerblick
Unsere erste Pause machen wir auf dem Colle Telegrafo im Café Telegrafo, hier pausiert mit uns noch eine größere Wandergruppe aus Österreich. Ganz stolz sind sie, weil sie in Luxushotels übernachten und von dort aus immer Tageswanderungen machen. Fragen uns, ob wir mit dem Auto unterwegs sind. Und wundern sich dann doch, dass wir ALLES dabei haben. Hihi.
Weiter geht es nach Campiglia, ein hübsches Dörfchen, sehr entspannt, hier kommen tatsächlich nur ein paar Wandernde vorbei. Jetzt sind wir circa 400 Meter hochgelaufen und haben langsam Hunger. Wie gut, dass es hier einen kleinen Lebensmittelladen mit einer Außenterrasse gibt, der selbstgebackene Foccachia anbietet. Mit unserem Mittagssnack und einem kühlen Getränk sitzen wir in der Sonne, lassen uns durchwehen und blicken auf den Golf von La Spezia – wunderbar.
Frisches Wasser aus dem Brunnen
Und dann kommt ein sehr langer Abstieg – anstrengend zwar, aber mit wunderbaren Blicken auf unser letztes Ziel: Porto Venere. Für unsere Abschlusswanderung wird es am Nachmittag auch noch richtig sonnig, wir sind ganz geflasht von den Farben und der Aussicht. Stellenweise laufen wir durch Waldgebiet, vorbei an Überresten antiker Siedlungen, immer unter Maronenbäumen und Steineichen hindurch. Die Esskastanien, so lese ich auf einer Schautafel, bescherte den Dörflern in der Vergangenheit Kastanienmehl, ein grundlegendes Lebensmittel. Vorbei am Brunnen „Fontana die Nozzano“ – der 1805 von Soldaten Napoleons errichtet wurde. Bis vor nicht allzulanger Zeit haben die Frauen aus den Örtchen im Becken des Steinbrunnens die Wäsche gewaschen. Das Wasser aus den Bergen schmeckt kühl und frisch.
Am Rande der Wege blühen immer wieder leuchtend lila Bougainvilleen. Der Wanderweg ist übrigens nicht so ohne, manchmal nur ein schmaler Pfad und zwischendurch müssen wir immer wieder klettern. Ich bin nicht schwindelfrei, aber der Weg ist dennoch gut zu bewältigen. Anstrengend halt mit dem ganzen Gepäck auf dem Rücken.
Auf einem Felsvorsprung machen wir mit ein paar anderen Wandernden Pause. Das muss einfach sein, dieser Blick muss gespeichert werden. Und essen die Kaki, die ich am Vormittag gepflückt hatte. Mein Liebster ist skeptisch, aber findet sie dann doch lecker. Allerdings zieht sich nach dem ersten Biss alles in unserem Mund zusammen – schnell weg damit. Später lese ich, dass man nur überreife Früchte verzehren sollte, weil die jungen Früchte astringierend sind. Nächstes Mal machen wir es richtig.
Von weitem sehen wir die Landzunge mit der Festung Doria und die vorgelagerte Insel La Palmeria.
Nach einem sehr langen Abstiegs über Felstreppen kommen wir direkt bei unsererem Bed & Breakfast raus, das sich nur einen Katzensprung (Treppe einfach weiter runter) 😉 von dem Örtchen entfernt befindet. Und diese Unterkunft gefällt uns gut, ein Steinhaus am Hang, im Garten gibt es den schönsten Blick auf den Hafen von Porto Venere, so erklärt es uns die Hotelfrau. Prima, denn hier werden wir die letzten beiden Nächte verbringen. Leider sind die Wetteraussichten für den nächsten Tag nicht so dolle und wir erfahren jetzt schon mal, dass keine Boote fahren werden. Weder auf die vorgelagerte Insel La Palmeria noch nach La Spezia. Ob man denn im Meer baden könne, frage ich die Hausherrin. Und dann erklärt sie mir ausführlich verschiedene Bademöglichkeiten, die ich weder verstehe noch einordnen kann. Und so ungeduscht kann ich mich jetzt auch nicht auf die Suche machen, also verwerfe ich meinen kurzen „Es-ist-Sommer-Impuls“. Also duschen und dann das kleine Hafenstädchen erkunden.
In Flipflops durch den Küstenort
Auch hier ist überhaupt keine Nachsaisonstimmung, aber es ist längst nicht so überfüllt wie in den Dörfern des Cinqueterre. Die erste Runde laufen wir mit Flipflops und Sommerklamotten durch den Ort – noch sind die Temperaturen perfekt. Aber irgendwie sind Plastiklatschen hier so gar nicht angesagt, vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber jeder zweite Mensch schaut strafend auf meine Füße. Das ist mir eigentlich egal, bis wir auf die Burg klettern und ich mir doch ein paar feste Schuhe herbeiwünsche. Überhaupt sind hier sehr viele schicke Menschen unterwegs, ich finde alle ganz schön aufgebrezelt, das ging mir auch in den anderen Dörfchen so. In den Bergen ist dann wieder alles gut. Und immerhin treffen wir auch hier Menschen wieder, die wir vor ein paar Stunden noch auf dem Wanderweg gesehen haben. Jetzt in Flipflops. Geht doch.
Porto Venere ist wirklich hübsch, der mittelalterliche Küstenort vereint alles das, was sich vermutlich viele Reisende für ihren Italientrip wünschen: der kleine Hafen mit den Fischerbooten, die vielen Cafés und Restaurants in den bunt-verwaschenen Häusern an der Kaimauer, die Burg auf dem vorgelagerten Felsmassiv und die kleine Einkaufsstraße oberhalb des Hafens. Malerisch – das Wort taucht ungelogen in jedem Reiseblog auf. Und ich stelle mir vor, wie sich hier im Sommer die Massen durchschieben, mit Booten angereist kommen und die kleinen Plätze bevölkern. Nicht so malerisch. Heute ist es aber relativ entspannt, die Cafés sind gut besucht, es herrscht keine Nachsaisonstimmung. Nach unserem Spaziergang ist Zeit für einen Aperitif mit Blick ins Hafenbecken, am Abend gibt es Focaccia mit Tomate, Mozzarella und Pesto „auf die Hand“.
Tourenprofil Tour 7
Ein Tag in Portovenere
Alle unsere Pläne werden von Regen und Sturm über den Haufen geworfen. Tatsächlich fährt kein Schiff nirgendwo hin und so kommen wir auch nicht nach La Palmaria, wo wir unseren Wandernurlaub mit einer Inselumrundung abschließen wollten.
Wir frühstücken gemütlich in unserer Unterkunft mit diesem wunderbaren Blick auf den Hafen und gehen dann in Regenklamotten durch den Ort. Jetzt ist es hier nicht mehr viel los, eine Reisegruppe steht mit Schirmen unentschlossen auf dem Hafenplatz. Wir laufen durch die kleinen Straßen rauf und runter und genießen den italienischen Alltag.
Plan B: Auf nach La Spezia
Kurzfristig ändern wir unseren Plan. Statt um die Insel zu wandern, fahren wir mit dem Bus nach La Spezia. Plan B wird allerdings sofort verschoben, als sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen. Wir nutzen die Wärme und setzen uns auf die Terrasse von unserer Unterkunft – einfach mal nichts tun. Wunderbar!
Später dann fahren wir doch in die Hafenstadt, der Bus braucht circa 30 Minuten. Hier ist allerdings nichts los, ein bisschen wie Sonntag Nachmittag mitten in der Bremer Innenstadt. Also schauen wir uns den Hafen an und laufen durch die Straßen. Und natürlich finden wir auch hier ein nettes Café und trinken Cappuccino. Am Abend fahren wir zurück nach Porto Venere und suchen uns ein Restaurant für unser Abschiedsessen.
Mit Bus und Bahn von Portovenere nach Genua
Nach dem Frühstück verlassen wir unser nettes Bett & Breakfast und machen eine letzte Abschiedsrunde zum Hafen. Die Vorstellung, morgen wieder im nass-kalten Bremen anzukommen, macht mich ein bisschen wehmütig.
Und wieder steigen wir in den Bus nach La Spezia. In der Hafenstadt ist jetzt richtig was los, es ist Montag, wir schlendern über den Markt und kaufen noch ein paar leckere Trauben. Am liebsten hätte ich auch noch Parmesan mitgenommen und Pesto. Und Orangen. Tja, jetzt wäre ein Auto nicht schlecht, das wir mit all den Köstlichkeiten vollstopfen würden. Wir laufen noch ein wenig durch die Stadt, trinken ein koffeinhaltiges Heißgetränk und steigen dann in den Zug nach Genua.
Jetzt werde ich richtig wehmütig: Mit dem Zug fahren wir durch fast alle Orte, in denen wir gerade erst zu Fuß waren, ich möchte am liebsten die Zeit anhalten und nochmal kurz aussteigen! In nur anderthalb Stunden sind wir schon wieder in Genua – welche eine Zeitreise!
Genua again
Gut, dass wir uns auskennen. Wir wissen, wo die Gepäckaufbewahrung ist, wir wissen, wie wir ins historische Zentrum kommen und wir hoffen, dass es dieses Mal nicht regnet. Die Wetter-App zeigt mal wieder eine Extremwetter-Warnung an. Das hatten wir an vielen Tagen – aber eigentlich gab´s nur mal ab und zu einen Schauer. Schwere Gewitter und extremer Regen sind angesagt. Lächerlich. Wir schnappen uns unsere Regenjacken und lassen uns durch die Stadt treiben. Vorher noch kurz unser Lieblingsgetränk im Café und dann laufen wir durch die Altstadt.
Sind sehr fasziniert von der schlichten Kirche San Pietro, die auf einer Terrasse oberhalb eines kleinen Platzes eingekesselt von Wohnhäusern steht. Unter der kleinen Pfarrkirche befindet sich eine Art Baumarkt und hier stehen die Leute Schlange, um ihre Schrauben und Werkzeuge zu kaufen! Es lohnt sich übrigens, die Fassade genauer zu betrachten und auch mal in den reich geschmückten Innenraum zu schauen.
Wir laufen noch einige Stunden durch die Stadt und besorgen uns schließlich zwei Stückchen Pizza für die Heimreise. Tatsächlich gab es weder Gewitter noch Starkregen, erst auf dem letzten Stück zum Bahnhof fängt es plötzlich an zu gießen. Tja, das war wohl unser Abschiedsgeschenk – ciao bella Italia!
Wandern an der ligurischen Küste – mein Resümee
- Es geht rauf und runter: Unsere Tour war wunderschön und ich kann sie jedem empfehlen, der keine Angst vor vielen Höhenmetern hat und der kein Problem mit Treppenstufen aller Art hat. Da der Küstenwanderweg durchs Cinqueterre wegen Erdrutschgefahr komplett gesperrt war, sind wir oberhalb der geplanten Strecke und somit deutlich mehr Höhenmeter gelaufen als wir geplant hatten. Und das war gut, denn der Küstenwanderweg ist vermutlich sogar Ende Oktober sehr beliebt. Aber wir mussten eben auch immer steil nach oben und wieder runter. Manchmal auch mehrmals, wenn wir mittags in einem der Küstendörfer unsere Mittagspause gemacht haben.
Die Strecken sind übrigens alle sehr gut ausgeschildert, sodass wir uns nur ein einziges Mal fast verlaufen hätten (haben es aber rechtzeitig gemerkt). Ganz anders übrigens als auf der Mallorca-Tour! - Es ist voll: Ich habe es zwar vorher in diversen Blogs gelesen, aber nicht glauben wollen. Die Dörfer des Cinqueterre sind vor allem tagsüber total überlaufen. Ich kann bzw. möchte mir nicht vorstellen, wie es dort im Sommer aussieht. Also: Wenn wandern, dann nicht vor Mitte Oktober. Es ist immer noch warm genug (so um die 20 Grad), allerdings kann es schon mal heftig regnen und stürmen. Sehr kritisch beschreibt Selim (der „Eskapist“) in seinem Blog die Gegend und rät sogar davon ab, hier zu wandern. Das kann ich nicht bestätigen, denn sobald man die Dörfer verlässt, ist es sehr einsam und wunderschön. Aber er hat schon recht mit seiner Kritik.
- Es gibt schönere Unterkünfte … als wir gebucht haben. Wir hatten unsere Route einige Wochen vor dem Start festgelegt und dann alle Unterkünfte gebucht. Dadurch war die Wanderung stressfrei. Allerdings hätten wir sicher auch kurzfristig schöne Unterkünfte gefunden. Vermutlich sogar schönere, denn von einigen Unterkünften waren wir enttäuscht. Und: wir hätten sie vorher anschauen können. Das würde ich nächstes Mal anders machen.
- Man kommt gut hin, auch ohne Auto oder Flieger, aber … Noch ein kurzer Tipp für alle, die mit dem Nachtzug von Genua nach München fahren: Wenn möglich, bucht einen Liege- oder Schlafwagen – als wir die Fahrkarten gekauft haben, gab es nur noch Sitzplätze und es ist einfach mega unbequem, die ganze Nacht herumzusitzen. Ansonsten kann ich diese Art zu Reisen nur empfehlen!
Wart ihr schon in Ligurien? Oder auch noch nicht? Was hat auch gefallen, was hat euch gefehlt? Ich freue mich über eure Kommentare!