Fünf Tage durch das Triestiner Karstgebirge

Der Plan

In diesem Jahr planen wir eine Kombi aus Städteurlaub (Verona), Weiß-noch-nicht-wohin (Venedig? Ans Meer?), Landleben (Agriturismo), Wandern (Von Triest nach Slowenien) und Entspannung (Lazzaretto). Wir wollen die ganzen Strecken mit Zügen und Bussen fahren. Ich berichte hier allerdings nur von dem Mittelteil, von unserer 5-Tage-Wanderung von Triest durch das Karstgebirge nach Slowenien und wieder zurück nach Triest. Entdeckt haben wir diesen Rundwanderweg auf dem empfehlenswerten Reiseblog „Wandern deluxe“.

Wir starten unsere Reise Mitte September und die eigentliche Wanderung geht eine Woche später los. Dafür treffen wir unseren Sohn spätabends in Triest am Bahnhof, am nächsten Morgen wollen wir zu dritt loswandern. Was super passt: Wir dürfen unser Gepäck in der Triester Unterkunft stehen lassen, denn hier übernachten wir drei Tage später noch einmal. Was nicht so gut passt: Unser Sohn kommt kränkelnd in Triest an und macht nicht den Eindruck, als könnte er mal eben mit Gepäck die Berge besteigen. Leider sehen auch die Wetterprognosen nicht so dolle aus. Nach einer sehr warmen Woche, soll es nun deutlich abkühlen und sogar regnen. Trotzdem freuen wir uns sehr auf diese Tour und freuen uns auch, als Anton fast pünktlich in Triest ankommt (Deutsche Bahn!). Gemeinsam fahren wir mit dem Taxi in die Unterkunft, denn die liegt circa zwei Kilometer entfernt auf einer Anhöhe und das wollen wir dem müden Sohn nun wirklich nicht zumuten. Den lassen wir erstmal in Ruhe schlafen, in der Hoffnung, dass es ihm morgen besser geht …

Tag 1: Es geht los. Oder auch nicht. Von Triest nach Sistiana

Während wir unsere Sachen packen, schläft der Sohn. Und schläft und schläft. Irgendwann rafft er sich dann doch auf, packt schniefend und hustend seinen Wanderrucksack und so verlassen wir gemeinsam unser Airbnb, um gleich wieder in den Bus zur Piazza Oberdan zu steigen – bloß nicht zu viel laufen. Hier startet die historische Berg- und Straßenbahn – die Tram de Opicina, die das Zentrum von Triest mit dem Karstgebirge verbindet. Unsere Vermieter:innen haben uns diesen Tipp gegeben, wir sollten unbedingt das Panorama genießen, den Blick in die Triester Bucht. Und außerdem übernimmt die hübsche blaue Schmalspurbahn einen großen Teil unseres Aufstiegs: 350 Höhenmeter und eine Steigung von 26 Prozent, die dem kranken Sohn vermutlich den Rest gegeben hätten. Ein Teil der Höhenmeter zwischen den beiden Stationen werden übrigens mit Hilfe einer Standseilbahn überwunden. Es ruckelt gefährlich, als die Seile eingeklinkt werden, aber wir kommen heil den Berg hinauf.

Wir starten die erste Wanderung bei Regen
Die historische Tram bringt uns nach Opicina

Oben angekommen suchen wir erstmal nach einem Bus, der Sohn ist einfach zu fertig, um zu wandern. Der kommt allerdings erst in zwei Stunden, so überreden wir ihn, zumindest in den nächsten Ort – nach Prosecco! – zu laufen. Schon nach kurzer Zeit sind wir also endlich auf unserem Wanderweg Richtung Sistiana. Wir laufen die ganze Zeit oberhalb der Küste und haben einen wunderbaren Blick aufs Meer. Auch das Wetter spielt mit, gottseidank, denn in der Nacht hatte es ordentlich geschüttet.

Immer wieder der Blick auf das Meer
Monte Grisa – heiliger Betonklotz

Wir wandern an der Wallfahrtskirche von Monte Grisa vorbei, ein riesiges geometrisches Betongebäude, stilistisch nicht so ganz das, was ich von einem heiligen Ort erwartet hätte. Vielleicht hätten wir sie sogar besichtigt, aber heute war klar, der Sohn muss möglichst bald irgendwo ankommen und sich ausruhen. Nach circa einer Stunde Wanderweg biegen wir auf die Landstraße nach Prosecco ab und finden sogar eine Bushaltestelle. Der Bus fährt allerdings ohne uns los, die Richtung stimmt nicht, erklärt uns der Busfahrer. Hinterher merken wir, wir hätten einfach drei Stationen mitfahren können und uns noch mal einen Kilometer Fußweg erspart. Tja, hat uns keiner gesagt, also laufen. Anton mag und kann nun wirklich nicht mehr. Dann endlich die richtige Haltestelle, also hinsetzen und warten.

Warten auf den Bus

Und tatsächlich, es kommt ein Bus nach Sistiana, der hält sogar in der Nähe unseres Hotels „Ai sette nani“. Kaum sind wir im Hotel, fängt es wieder an zu gießen. Yeah, wir sind im Trocknen. Der Hotelmanager schaut uns misstrauisch an, kassiert unsere Ausweise ein und schlurft in sein Büro. Anton ist happy, endlich kann er ins Bett fallen. Wir zwei wollen noch eine Runde zu Fuß drehen, inzwischen ist es einigermaßen trocken.

Nachsaison

Sistiana befindet sich direkt am Meer, aber wir müssen noch einen Hang runter und durch ein Waldstück laufen, bis wir am Wasser sind. Ein schöner Kieselstrand und glasklares Wasser – am liebsten würde ich direkt ins Wasser springen. Jetzt, an diesem regnerischen Tag Ende September, ist hier gar nichts los, nicht mal eine Bar oder ein Café hat geöffnet. Wir laufen am Strand entlang auf den Jachthafen zu und stehen mitten vor einer Residence, einem riesigen Luxus-Ferienanlage namens Portopiccolo, die bestimmt Dreiviertel der Bucht einnimmt und um diese Zeit mehr oder weniger ausgestorben ist. Alles ist eingezäunt oder von Mauern abgetrennt. Wir flüchten.

Irgendwo muss es doch einen Ort geben? Natürlich, wir müssen nur den Berg hoch und es gibt zumindest ein paar Cafés und einen Supermarkt. Schön ist was anderes. Wir kaufen uns was zu essen und flüchten zurück ins Hotel. Neben dem Hotel gibt es zwar auch ein Restaurant, aber das ist genauso ausgestorben wie die Luxus-Residence. Also ab ins Zimmer. Anton schläft noch immer. Wir picknicken auf dem Hotelbett und kuscheln uns schließlich auch müde unter die Decke. Nachts gießt es wieder heftig. Anton schläft und schläft.

Kurzwanderung von Triest nach Prosecco. Quelle: komoot

Tag 2: Erneute Planabweichung mit Rundwanderung. Von Sistiana nach Sales.

Am Morgen frühstücken wir in dem leeren riesigen Restaurant, zu zweit, der Sohn schläft aus. Das ist bisher das schlechteste Frühstück in diesem Urlaub, nicht mal der Kaffee schmeckt. Und das in Italien. Wir sind froh, dass wir hier nicht länger bleiben müssen und machen uns im Regen auf den Weg zur Bushaltestelle. Eigentlich wären wir von Sistiana nach Sales gelaufen. Die 12 Kilometer lange Strecke hätte uns vom Meer in das Triestiner Karst entlang der italienisch-slowenische Grenze geführt, ein langsamer Anstieg. Stattdessen fahren wir mit dem Bus. Unser Weg nach Sales führt mal wieder über Prosecco, schon wieder diese Haltestelle! Wir trinken noch schnell einen Cappucchio und dann fahren wir zu unserer neuen Unterkunft – dieses Mal sind wir so richtig auf dem Land.

Wir werden in der Baita Fattoria Carsica übernachten, ein Agriturismo mit Bauernhofrestaurant und „Agrishop“, in dem eigene Weine und dort produzierte Wurstwaren verkauft werden. Hier schlafen wir in gemütlichen Doppelzimmern. Anton verschwindet sofort in sein Zimmer, er ist noch immer nicht fit. Also planen wir eine Rundwanderung – Alternativprogramm. Vorher klären wir noch die Essensfrage, schließlich sind wir mitten auf dem Land, nix Supermarkt. Tja, leider hat das Restaurant erst am nächsten Tag wieder geöffnet, aber wir dürfen gern abends im Bauernladen essen. Fleisch natürlich, Proscuito, Salame … Ich frage vorsichtig nach Käse und Brot – klar, das sei auch kein Problem. Puh. Anton ruht sich aus, wir wandern.

Wilde Alpenveilchen …
… und Passionsblumen

Yeah, es regnet nicht mehr. Die Rundwanderung führt uns zum Monte San Leonardo. Wir wandern ein kurzes Stück an der Straße entlang , immer den Blick auf die Weinberge, dann geht es durch den Laubwald. Zunächst geht es langsam bergauf, dann wird es immer steiler, aber der Weg lohnt sich: Von dem 400 Meter hohen Gipfel haben wir einen schönen Blick über das Karstgebirge und den Golf von Triest, der Regen hat sich verzogen. Karst klingt für mich trocken und felsig, aber die Landschaft hier ist sehr fruchtbar und grün, überall blühen wilder Rosmarin und Bergminze. Entlang der Steinmauern entdecken wir wunderhübsche Passionsblumen. Die Wege hier sind übrigens sehr gut gekennzeichnet, es dauert etwas, bis uns klar wird, dass wir uns direkt auf dem Alpe-Adria-Trail befinden. Dieser Weitwanderweg startet in Kärnten und endet in Muggia kurz vor der slowenisch-italienischen Grenze.

Blick vom Monte San Leonardo

Wir sind übrigens so nah an der Grenze, dass mir mein Telefon immer wieder Mitteilungen über die Tarife in Slowenien schickt. Fast alle Straßenschilder sind hier zweisprachig. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft improvisieren wir und kürzen die geplante Route etwas ab. Und landen im dornigen Unterholz! Brombeerbüsche zerkratzen uns die Beine und unsere Wanderstiefel sind inzwischen auch durchnässt, kein Wunder nach den heftigen Regengüssen in der Nacht und am Vormittag.

Wir schaffen rechtzeitig zurück zur Baita – aus dem italienischen übersetzt heißt das übrigens Almhütte oder Berghütte. Naja, unter einer Berghütte würde ich eine weniger luxuriöse Unterkunft verstehen. Im Verkaufsraum bekommen wir uns unser Abendessen serviert, hier würde man das wohl Schlachteplatte nennen. Fleischverzicht gestaltet sich schwierig, der hausgemachte Schinken ist einfach zu lecker. Dazu gibt es dort produzieren Wein und zum Nachtisch eine Beerentarte und einen Espresso – alles sehr köstlich! Zufrieden fallen wir unser gemütliches Bett. Langsam geht es auch Anton besser und am Abend zeigt sich sogar noch die Sonne!

Schreenshot von der Rundwanderung von Sales
Rundwanderung von Sales, Quelle: komoot

Tag 3: Von Sales zurück nach Triest

Nachdem es in der Nacht heftig geregnet hat, scheint am Morgen wieder die Sonne. Das Frühstück ist sozusagen eine Fortsetzung des Abendessens – schon wieder Proscuitto, Mortadella und Co., und wieder können wir nicht widerstehen. Dazu wird hausgemachte Marmelade und köstlicher Capucchino serviert. Wir sind also gut gestärkt für die zwanzig Kilometer lange Wanderung. Heute laufen wir zum ersten Mal nach Plan: Bei schönstem Spätsommerwetter geht es zunächst auf wunderschönen Wegen nach Sconico. Dort – nach circa einer Stunde – stecken wir Anton in einen Bus, in der Hoffnung, dass er in Triest ankommt und sich noch ein wenig in unserer Unterkunft ausruhen kann.

Yeah – wandern mit (halb) genesenem Sohn!

Gut so, denn für uns geht es erstmal richtig bergauf durch wild bewachsene Wald- und Feldwege, immer wieder mit lichten Ausblicken auf das Meer. Große Teil der Wege sind auch gesäumt von moosbewachsenen Steinmauern, bei Sonnenschein sieht es hier richtig magisch aus. Wir passieren einen riesigen Steinbruch und fragen uns, welches Gestein hier wohl gewonnen wird. Zuhause schaue ich nach: das Gestein ist bekannt als Karstmarmor – der hier gewonnene Stein wurde für den Bau von verschiedenen Palästen in Triest und anderen Städten verwendet. Highlight vieler Reisender sind die verschiedenen Karsthöhlen, vor allem die Grotta Gigante, die stand übrigens von 1995 bis 2010 im Guiness-Buch der Rekorde als größte Schauhöhle der Welt. Vermutlich hätte sich ein Besuch dieser Höhle gelohnt, aber wir sind zu spät dran und laufen daran vorbei. Um dieses Jahreszeit ist es spätestens um 19 Uhr stockdunkel und wir haben noch einen langen Abstieg vor uns.

Viel Moos auf den Steinmauern
Lichter Karstwald
Blick auf die Adria

Ab Opicina verkürzen wir den Abstieg und fahren mal wieder ein paar Stationen mit der Tram, wir kennen uns langsam aus. Danach geht es noch eine knappe Stunde lang weiter hinunter zu unserem kleinen Häuschen am Rand von Triest. Hier haben wir schon vor drei Tagen übernachtet und durften netterweise einen Teil unseres Gepäcks lassen. Anton freut sich, dass wir wieder eingetrudelt sind und gemeinsam stärken wir uns mit einer Portion Spagetti mit Pesto. 

Von Sales nach Triest, Quelle: komoot

Tag 4: Von Triest nach Lokev (Slowenien)

Heute können wir nicht einfach loslaufen – wir müssen zunächst unser „Nicht-Wander-Gepäck“ in ein Schließfach in Bahnhofsnähe bringen, wo wir es zwei Tage später wieder einsammeln werden. Netterweise bringt uns unser Vermieter zum Bahnhof und glücklicherweise finden wir schnell ein Schließfach. In Italien gibt es in den Bahnhöfen leider nur Gepäckaufbewahrungen, die nicht die Nacht durch geöffnet haben und die auch ganz schön teuer sind. Nachdem wir alles verstaut haben, kaufen wir noch schnell Proviant und steigen mal wieder in unsere Lieblingstram, die uns wieder etliche Höhenmeter abnimmt. Inzwischen kennen wir uns aus. Heute ist es richtig warm und sonnig und wir laufen eine Zeitlang mit Blick auf Triest durch einen lichten Wald vor bei an einem Campingplatz. Wir haben noch einige Höhenmeter vor uns bis zur ersten Pause in dem winzigen Örtchen „Trebce“. Gegen Mittag gibt es einen leckeren Capucchino (Unbedingt probieren: Hausbrandt-Kaffee!) in der örtlichen „Bar Taverna“ mit Hofbräuambiente – morgen wird hier – wie in vielen anderen Dörfern – Oktoberfest gefeiert! 

Bayernfeeling + Triester Kaffee

Wieder sind wir auf dem Alpe Adria-Trail, der hier übrigens Sentiero Josef Ressel heißt und wieder laufen wir einen abwechslungsreichen Weg durch lichten Laubwald, vorbei an Feldern und tiefen Schluchten. Dass wir plötzlich in Slowenien sind, sehen wir nur an den Straßenschildern und an meiner Telefonmeldung. Unser nächstes Ziel ist Lipica, Das Gestüt ist angeblich ist die zentrale Sehenswürdigkeit des Karsts und eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Sloweniens – ich bin schon sehr gespannt.

Baumkunst in Slowenien
Huch, eine Grenze!

Lost Places, weiße Pferde und Golfanlagen

Nach einem wunderschönen Waldweg mit vielen Hufspuren(!) öffnet sich der Weg und wir stehen plötzlich vor einem verfallenen Luxushotel, eine Art Lost Place am Rande der idylischen, mit weißen Holzzäunen abgetrennten Pferdeweiden. Mich würde wirklich mal interessieren, was es mit dem Klub Hotel Lipica auf sich hat, hier könnte man bestimmt coole Filme à la Grand Hotel Budapest drehen. Wir laufen wohl in die falsche Richtung, denn plötzlich stehen wir vor einem Wärterhäuschen und werden von einem schlecht gelaunten Wächter in die andere Richtung geschickt – das entspricht allerdings nicht unserer geplanten Route. Schließlich finden wir doch noch den richtigen Wanderweg und endlich zeigen sich auch die Lipizaner. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir hier entlang der Weiden überhaupt rumlaufen dürfen, sind aber zu müde, um weitere Umwege in Kauf zu nehmen.

Auf Schautafeln lesen wir, dass auf dem Karst in vielen Wassergruben aus Lehm und Stein seit jeher Regenwasser gesammelt wird, so auch in Lipica. Die Pferde trinken schon seit Jahrhunderten aus diesen Wassergruben. Was es mit der Lippizanerzucht auf sich hat, lese ich erst später nach. Hier gibt es jede Menge Input für Pferde- und Historienfans: https://www.lipica.org/de/geschichte/ Übrigens hätten wir für 90 Euro das Anwesen und die Karstlandschaft im Lipizzanersattel erleben dürfen. Wir laufen lieber. Vorbei an riesigen Parkplätzen fotografieren wir die glücklichen Pferde. Dann geht es noch eine Zeitlang an den riesigen Weiden vorbei, der Weg zieht sich etwas, wir sind einfach müde und erschöpft.

Lokev im Abendlicht

Circa eine Stunde später erreichen wir Lokev: Der Ort ist jetzt eingetaucht in wunderschönes Abendlicht – das müssen wir doch noch schnell ein paar stimmungsvolle Fotos machen. Kurz vor dem Sonnenuntergang kommen wir schließlich in unserem Guesthouse Muha an. Die schlechte Nachricht: das dazugehörige Restaurant hat leider heute geschlossen. Die gute: Es gibt im Dorf sogar mehrere Gaststätten – wunderbar, nach so einer Tour brauchen wir dringend was zu essen. Nachdem wir unser Appartement bezogen haben, laufen wir also in den örtlichen Gasthof und essen slowenische Pasta. Kein kulinarisches Highlight, aber authentisch.

Von Triest nach Lokev, Quelle: komoot

Tag 5: Von Lokev zurück nach Triest

Die Umgebung von Lokev am Morgen

Der Morgen begrüßt uns mit wunderbarem Spätsommersonnenschein. Da unsere Unterkunft direkt am Wanderweg liegt, sind wir gleich inmitten grüner Weiden. Schafe grasen friedlich, wir haben einen weiten Blick über die hügelige Weidelandschaft. Anton allerdings muss erstmal richtig wachwerden. Das Frühstück lässt er auch dieses Mal aus Zeitgründen aus, aber der freundlich-distanzierte Wirt schmiert ihm einen Sandwich – sehr nett.

Schnaps zum Frühstück

Heute kommen wir nicht weit, wir laufen gerade mal 30 Minuten bergauf, da entdecken wir einen Hofflohmarkt, da wollen wir doch mal kurz schauen … und schon spricht uns ein junger Mann auf englisch an. Wir sollen uns jetzt hinsetzen und ein paar selbstgebackene Küchlein essen und einen Schnaps trinken – bitte, was? Slivowitz am Morgen? Es kostet schon viel Kraft sich dagegen zu wehren. Wir stöbern ein bisschen herum und wundern uns, was hier alles angeboten wird: Jede Menge Klamotten, aber auch Haushaltszeugs, Möbel, Schmuck und alte Postkarten – wunderbar. Wir genießen es einfach, dem Trubel zuzuschauen, so viele gut gelaunte Menschen von ganz jung bis uralt und wir mittendrin. Rainer kann dann doch nicht nein sagen und trinkt ein kleines Gläschen Slivovitz. Mir wird ein Kräuterlikör angeboten, an dem ich nur nippe. Zweites Frühstück sozusagen.

Flohmarkt-Buffet
Hier könnte man sich einkleiden
Sieht harmlos aus, ist aber steil

Dann laufen wir aber wirklich weiter. Den Alkohol schwitzen wir schnell wieder aus, denn jetzt geht es richtig lange bergauf und zwar auf Schotterwegen durch den Wald. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie hier im Frühjahr die Wassermassen aus den Bergen herunterrauschen. Jetzt ist es jedenfalls trocken und ganz schön anstrengend. Auch auf dieser Strecke entdecken wir gut gefüllte Wassergruben. Und nach anderthalb Stunden endlich öffnet sich der Wald und wir schauen direkt in die Triester Bucht – schön! Dann geht es weiter bergauf, wir müssen auf 720 Meter Höhe. Irgendwann ist Zeit für eine Lunchpause, aber es dauert doch noch ganz schön lange bis wir in Draga ein nettes Gartenrestaurant entdecken, das Agriturismo Zobec Edi, eine Art Familienausflugsrestaurant bzw. Stopp für Radler und Wandernde. Plötzlich sind wir wieder in Italien! Das Essen ist lecker, aber zu wenig, finden die Männer. Also muss noch ein Nachtisch dazu. Nach dieser langen Pause müssen wir uns etwas aufraffen, aber jetzt geht es immerhin bergab.

Zu wenig? Aber es gibt ja noch Nachtisch 🙂

Und dieser letzte Teil ist ein echtes Highlight unserer Tour: Wir laufen am Rande des des Valle Rosandra entlang, eine tiefe felsige Schlucht mit traumhaft schönen Blicken in die Bucht von Triest. Es ist der einzige Taleinschnitt des Triestiner Karsts, der übrigens 1996 zum Naturpark erklärt worden ist.

Wir brauchen viele Fotostopps, bevor wir den Abstieg starten. Hier wachsen Pinien und knorrige Steineichen und jede Menge Geflechte und mehr als 1000 Pilzarten – Wahnsinn, wie sich die Landschaft in den letzten beiden Stunden verändert hat.

Kraxeln entlang des Rosandra-Tals

Schon von weitem sehen wir das kleine Dorf Bagnioli della Rosandra, von wo aus wir den Bus nach Triest nehmen werden. Ein netter kleiner Ort, der zu einem Stopp einlädt. Wir müssen allerdings schnurstracks einen Bus finden, schließlich müssen wir in Triest noch unser Gepäck einsammeln, denn wir wollen noch am Abend mit der Fähre nach Muggia fahren. Das klappt alles erstaunlich gut, zufrieden und müde laufen wir mit unserem Gepäck über die Piazza dell’Unità d’Italia und warten am Anleger auf unser Schiff.

Von Lokev nach Triest (Bagnoli Superiore), Quelle: komoot

Blick zurück

Können wir die Tour empfehlen? Ja, auf jeden Fall! Besonders gut hat uns die sehr grüne, fruchtbare und abwechslungsreiche Landschaft gefallen. Außerdem mag ich es sehr, das Meer im Blick zu haben und nicht tagelang nur im Wald zu wandern. Leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt, aber das ist wohl Glückssache. Eigentlich sollte es Ende September selbst in Norditalien wärmer sein. Spannend auch: Immer mal wieder das Land zu wechseln bzw. direkt an der Grenze entlang zu laufen. Von vielen Strecken aus sieht man übrigens die Hafen- und Industrieanlagen von Triest – dadurch hatte ich weniger das Gefühl, weit weg von aller Zivilisation zu sein, als zum Beispiel bei meiner Wanderung durch das Tramuntana-Gebirge auf Mallorca.

Die Kombi aus verschiedenen Urlauben mit dem Zug fand ich im Nachhinein nicht optimal – wir hatten einfach zu viel Gepäck dabei und mussten sehr gut planen. Außerdem war es nicht so leicht, (bezahlbare) Unterkünfte auf der Strecke zu finden, so haben wir zum Beispiel in Opicina keine Unterkunft gefunden und haben darum ein zweites Mal in Triest übernachtet. Nächstes Mal wird es also vermutlich wieder eine reine Wandertour oder wir machen schöne Tageswanderungen. In jedem Fall ist die slowenisch-italienische Grenzgegend sehr zu empfehlen!

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