Es ist wieder so weit – die Schulferien nahen und möchten geplant werden. Begeistert berichte ich dem besten Ehemann von meiner spontanen Idee: Wir Eltern wandern zu zweit durch die italienischen Alpen, der Nachwuchs setzt sich in die Bahn und kommt nach für eine gemeinsame Woche am See, wanderfrei, Entspannungsurlaub. Seine Reaktion: verhalten positiv.
Ich beschließe, ihn mit einem gut durchdachten Plan zu überzeugen. Erstmal die Anreise. Ich tauche ab in die Welt der Bahnreisen und stelle fest: So einfach ist das alles nicht. Wollen wir mit dem Zug nach Norditalien, müssen wir uns auf eine lange Reise einstellen: 17 Stunden wären wir unterwegs und müssten sechs bis zwölf (!) mal umsteigen, zwischendurch vom Zug in den Bus wechseln. Die Umsteigezeiten sind sportlich und setzen voraus, dass die Züge pünktlich ankommen. Ich sehe vor meinem inneren Auge zwei übernächtigte, hungrige Elternteile mit schweren Rucksäcken auf Bahnhöfen ausharren (Anschlusszug verpasst) und völlig erschlagen am Ziel ankommen. Und das Ziel wäre dann der Start einer sehr anstrengenden Berg- und Tal-Klettertour. Und dann stelle ich mir unsere Kinder vor, wie sie mit ihren Trolleys von Bahngleis zu Bahngleis und Bahngleis zu Bussteig eilen und merken, ups, der Zug ist ja schon weg. Also erstmal die Eltern anrufen, die wiederum WLAN-frei und unerreichbar durch die Berge ächzen und mit letzter Kraft die letzte Etappe zu bewältigen versuchen. In der Hoffnung, dort die Kinder zu treffen.
Vielleicht doch lieber ein Ferienhaus in Frankreich?
Das muss neu durchdacht werden. Vielleicht doch lieber ein gemütliches Ferienhaus in Frankreich? Ich starte eine kurze Familienumfrage. Inzwischen hat der Mann sich gedanklich auf die italienischen Alpen eingelassen und sieht sich entspannt vor einem Glas Vino Bianco nach einem nörgelfreien Spaziergang über norditalienische Hügelchen. Die Kinder wollen ebenfalls unbedingt nach Italien und möchten nicht auf die Option verzichten, eine Woche elternfrei zu hausen. Die Kombi finden sie cool. Vor langen Zugfahrten haben sie keine Angst. Ende der Diskussion.
Ich tausche mich mit zwei Freundinnen aus. Die eine sagt: Plant doch einfach eine für Jugendliche richtig unattraktive Tour und die Kids bleiben freiwillig zuhause. Die andere sagt: Norditalien? Da waren wir letztes Jahr – war wunderschön, aber bei 40 Grad im Schatten kein Vergnügen. Ich gebe nicht auf: Wir wollen mit beiden Kindern wegfahren, wer weiß, wie lange solche Familienreisen noch möglich sind und sammle alternative Reiseziele. Wie wäre es mit Österreich? Nö, sagt die Große, ich will ans Meer. Südengland? Nö, sagt das Pubertier, ich will in die Berge. Nur der Mann ist inzwischen kompromissbereit, er hat wohl bemerkt, dass meine Reiserecherche langsam überhand nimmt und bucht mal schnell ein Auto, dann wäre wenigstens das erledigt. Mit dem Zug fahren wir wohl nicht. Eine alle überzeugende Idee, wohin die Reise denn gehen könnte, hat er auch nicht. Also geben wir Italien noch eine Chance und konzentrieren uns auf die Unterkünfte. Finden wirklich schöne Ferienwohnungen, je südlicher, desto schöner. Bis uns einfällt, dass es dort ja noch heißer ist als im Norden. Und mit dem Auto brauchen wir zwei Tage bis zum Ziel. Also doch lieber Österreich, Schweden oder Norddeutschland?
Wie schön war es, als die Kinder noch willenlos waren …
So kommen wir nicht weiter. Wie schön war es doch, als die Kinder noch willenlose Wesen waren, die in den Sommerferien glücklich über dänische Dünen tobten oder mit uns durch brandenburgische Seen paddelten. Die bereit waren, zwischen Mama und Papa im Zelt zu schlafen und die im Auto fröhlich Raimund Michels sangen.
Erschöpft denke ich über weitere Ziele nach. Vielleicht doch nach Frankreich, in den kühlen Norden? Gibt es in der Bretagne Berge? Der Mann ist noch immer kompromißbereit: Ja, Bretagne wäre schön! Wieder recherchieren wir Ferienhäuser und Rennradstrecken. Und buchen auch gleich ein wunderhübsches, bezahlbares Ferienhaus. Optimistisch präsentieren wir den Kindern die Idee. Nö, sagen sie unisono, nicht nach Frankreich. Da waren wir doch erst letztes Jahr.
Ich bin ratlos und schaue alte Urlaubsfotos an. Doch Dänemark? Wir halten euch auf dem Laufenden.