Also Urlaub: Ab und zu muss ich hier mal raus. Dringend. Und zwar nicht für einen Tagesausflug, auch nicht für ein Wochenende, sondern so richtig. Mindestens für zwei bis drei Wochen, gern noch länger.
Allerdings bin ich wohl die einzige in unserer Familie, die bereits am Ende unseres Sommerurlaubs das Bedürfnis verspürt, die nächsten Sommerferien zu planen. Bis Weihnachten halte ich es gerade noch so aus, dann brauche ich Nägel mit Köpfen. Also trommle ich alle an den Küchentisch.
Jetzt zahlt sich mein erstes Leben als Projektmanagerin aus: ich bereite unser Küchenmeeting akribisch vor, habe alles durchrecherchiert, lese mich durch Reiseblogs, leihe Reiseführer und komme mit konkreten Plänen und – ganz wichtig – mit vielen bunten Bildern. Anschließend werte ich die Reaktionsmimik meiner Restfamilie akribisch aus. Pubertiere sind ja manchmal etwas sparsam mit ihren Reaktionen. Hmpf heißt: Wenn es sein muss. Leichte Kopfbewegungen werte ich als totale Begeisterung. Der großen Tochter ist eh alles egal, Hauptsache der Liebste ist dabei.
Für diesen Sommer plane ich drei Wochen Südfrankreich auf einer Insel im Atlantik. Zelten im duftenden Pinienwald mit Freunden aus Aachen. Familienzelt plus Teenageriglos. Das Meer direkt vor der Zelttür.
Frankreich ist quasi meine zweite Heimat, sooo viel Zeit habe ich am Atlantik verbracht, damals während des Studiums und danach im Urlaub. Ich bin da sozusagen zuhause. J´aime la France!
Und dann kommt dieses Corona.
Die Projektmanagerin der Freundesfamilie beschließt quasi direkt nach Ausbruch der Pandemie, dass sie auf keinen Fall nach Frankreich fahren werden und bittet mich darum, die Stornierungsbedingungen zu checken.
Ich trauere und warte ab.
Noch ist ja alles ganz entspannt, bis Mitte Juni haben wir Zeit, den Urlaub abzusagen, bis dahin kann noch viel passieren. Drei Monate lang träume ich hoffnungsfroh weiter: Hängematte unter Pinien, Stapel ungelesener Bücher neben mir, Kinder, die den Abwasch regeln, Ehemänner, die sich als Campingköche verausgaben. Meer. Ruhe. Pinienduft. J´aime la France …
Anfang Juni fragt die Freundesfamilie mal nach, ob ich eigentlich schon storniert hätte. Klar, so gut wie. Aus der Traum, keine Pinienhängematte, kein Vin rouge in den Dünen. Corona macht´s unmöglich. Ein bisschen träume ich noch weiter und dann … schreibe ich die Absage. Ungern.
Was nun? Urlaub im Garten? Kinder und Ehemann zucken die Schultern, planungsunwillig wie eh und je. Also gehe ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Urlaubsrecherche die Zweite. Diesmal unter erschwerten Bedingungen: keine Insel, keine zweitägige Anreise mit dem Auto, kein Camping. Ferien in Coronazeiten. Und finde: Ein Ferienhaus in Dänemark. Die Freundesfamilie winkt ab, sie bleiben definitiv zuhause, nur der Sohn darf mit.
Es wird warm werden im Norden, die Hängematte muss mit, die Bücher natürlich und der französische Rotwein, die Kinder werden den Abwasch regeln. Der Ehemann wird dänisch-französisch kochen und das Meer ist ja im Prinzip auch das gleiche. Und – ha! – es gibt sogar Pinienwälder am Limfjord. Vielleicht versuche ich es mal mit ein bisschen französisch beim Bäcker und wer weiß – vielleicht antwortet mir auch jemand.
In Kürze plane ich dann den Urlaub 2021. Man wird ja wohl träumen dürfen.
Ein Gedanke zu „Ferien 2020: J´aime la France!“
Sehr schöne s
Schreibe, da leidet man ja gleich mit.