Keine Angst, es folgt keine Geschichte aus meiner Hardrock-Vergangenheit, damit kann ich leider nicht dienen (obwohl, ab und zu ging zumindest der Punk ab. Damals).
K.I.S.S. = Keep it short and simple – diese Formel soll uns daran erinnern, auf den Punkt zu texten. Also keine ellenlangen Kettensätze à la Victor Hugo. 823 Worte. In einem Satz. Unglaublich, oder? Okay, also das machen wir eh nicht, wir sind ja auch keine französischen Literaten.
K.I.S.S. also. Haltet euch kurz, schwafelt nicht lange, kommt zur Sache. Finde ich gut. Im Prinzip.
Gerade im Web haben wir ja bekanntlich nur sehr wenig Zeit, um unsere Leser:innen zu überzeugen. Nach 10 Sekunden sind die nämlich weg, wenn wir nicht sagen, was Sache ist. Und außerdem gelten ja maximal 15-20 Wörter pro Satz als Maß für gut verständliche Sätze. Wissenschaftliche Texte schaffen das eher nicht, Werbetexte sind meist kürzer.
Wir können uns dennoch auch längere Sätze erlauben. Die Mischung macht’s, das findet auch Gary Provost. Der amerikanische Autor zeigt uns, wie wir mit einem lockeren Wechsel aus kurzen und langen Sätzen die Aufmerksamkeit unserer Leser:innen erlangen. Lest seinen Text mal laut vor. Der Textausschnitt ist übrigens aus seinem Buch „100 Ways to Improve Your Writing.“
Don’t just write words. Write music! Ist das nicht schön?!
Ganz wichtig auch: Klar geht kurz und knackig, aber es kommt sehr darauf an, wie wir schreiben. Verzichtet auf Passivkonstruktionen und Substantivierungen, schreibt aktiv und lasst die Verben tanzen – das predigt Journalismuspapst Wolf Schneider schon seit Jahrzehnten seinen Schüler:innen und Leser:innen. Und meint damit, dass wir aktive Verben nutzen sollen – Tatwörter, die den Leser durch den Text ziehen, so Schneider. Und recht hat er. Sagt doch mal zu eurem Kind: „Du könntest mal deine Hausaufgaben machen!“ Also mein Sohn würde erstmal eine Runde Minecraft spielen.
Und dann gibt es noch ein cooles Tool der Wortliga Textanalyse. Kopiert einen Absatz in das Formular und seht, welche Sätze besonders lang sind. Eine gute Gelegenheit, nochmal zu checken, ob wir aus dem Kettensatz nicht mehrere kurze Sätze machen können. Oder, ob wird unseren Leser:innen auch mal einen langen Satz zumuten. Denn unser Publikum dürfen wir trotz all dieser Regeln nicht aus dem Blick verlieren.
Schreibt Musik!